Orgel

Die Kathedralorgel

Im Jahre 1978 - nach fast dreijähriger Bauzeit - bekam die St. Hedwigs-Kathedrale wieder eine große Orgel. Aus dem Kreis der zum Ideenwettbewerb eingeladenen Orgelbauer erhielt die Bonner Orgelbauwerkstatt Johannes Klais den Auftrag zum Bau der Orgel. Die Tatsache, dass ein Orgelbauer aus der damaligen Bundeshauptstadt in der Hauptstadt der DDR in der katholischen Bischofskirche eine Orgel baut, dürfte wohl einmalig geblieben sein.

Nach der Erhebung zur Kathedrale im Jahre 1930 wurde im Zuge der Neugestaltung der Kirche auch eine neue Orgel aus Bonn bereitgestellt. Mit 78 Registern, verteilt auf drei Standorte, war sie eine markante Vertreterin der damaligen Orgelbewegung. Der weltweit gute Ruf der Orgelbauer vom Rhein, die hervorragenden klanglichen und architektonischen Ausführungen im Hinblick auf katholische Liturgie und Kirchenraum und die vielen Erfahrungen der Orgelwerkstatt im Bau großer Orgeln, veranlassten Kardinal Bengsch, den Auftrag zum Bau der Kathedralorgel dem Hause Klais zu geben.

Eine "Schwalbennesorgel", so heißt es in der Fachsprache, wurde gebaut. Mit einer Gesamtlast von ca. 20 Tonnen wurde eine Orgel mit 67 Registern, verteilt auf drei Manuale und Pedal, über dem Hauptportal der St. Hedwigs-Kathedrale errichtet. Das Schwellwerk, kaum sichtbar, auf der Mittelempore (III. Manual), das Hauptwerk ganz oben, erreicht die Kuppel (II. Manual), das Rückpositiv in den Kirchenraum gerichtet (I. Manual) und das Pedal, die Orgel umfassend, ein "Hamburger Prospekt" mit freistehenden Pedaltürmen, erinnert an die Gestalt norddeutscher Barockorgeln. Die Disposition gibt dem Organisten die Möglichkeit, die gesamte Orgelliteratur sämtlicher Epochen zu interpretieren, vor allem auch Werke der französischen und deutschen Romantik und Moderne.

Die Orgelreinigung im Jahre 1997 brachte eine geringfügige Erweiterung der Disposition und eine registriertechnische Erneuerung und Erweiterung mit sich. Der achtfache elektronische Setzer von 1978 wird jetzt auf 5120 Programme erweitert, ein Computer-Diskettenlautwerk wird hinzugefügt, welches das Abspeichern von größeren Programmen auf Disketten sichert. Die Orgel ist eine Schleifladenorgel mit mechanischer Traktur und elektrischen Koppeln. Sie hat eine Tastenfessel für das Hauptwerk, eine Registerfessel und seit der Reinigung einen Rollschweller. Die insgesamt 4834 Orgelpfeifen sind aus Holz, Zinn und Kupfer.

Sicherung der Klais-Orgel
Mit dem Abbau und Sicherung der großen Klais-Orgel aus dem Jahr 1978 beginnen in der Kathedrale die Vorbereitungs- und Sicherungsmaßnahmen für die angekündigte Sanierung und Umgestaltung.
Am 1. November 2016 hatte Erzbischof Dr. Heiner Koch entschieden nach „gründlicher Überlegung und Erwägung im Gebet“, nach Zustimmung der Bistumsgremien, die Umgestaltung der Kathedrale „auf der Grundlage des Entwurfs der Preisträger mit Freude und Tatkraft in Angriff zu nehmen.“ Zum 1. September 2018 wurde die Kathedrale geschlossen, die Bischofs- und Kathedral-Gottesdienste finden seitdem in St. Joseph im Wedding statt.

Fotos: Walter Wetzler

Überblick


Johannes Klais Orgelbau, Bonn
Baujahr: 1978
Register: 67
Orgelpfeifen: 4834
Achtfacher elektronische Setzer, zusätzlich Diskettenlaufwerk
Gesamtlast ca. 20 Tonnen